Die letzten Jahre haben den Glauben der Bürgerinnen und Bürger Europas in die Schutzfunktion der Europäischen Union erschüttert: Terror in den europäischen Städten, die Rückkehr des Krieges auf unseren Kontinent, unkontrollierte Migration, neues Ost-West-Blockdenken, die Finanzkrise, gepaart mit Brexit und einem zunehmenden Nationalismus, haben gefestigt geglaubte Errungenschaften und Paradigmen der Gemeinschaft in Frage gestellt. Die EU erweckt zudem den Eindruck, den Herausforderungen immer weniger gewachsen zu sein.
Zugleich werden Vorteile der Gemeinschaft immer öfter als selbstverständlich genossen, Nachteile aber nicht mehr solidarisch mitgetragen. Das seit Jahren gewachsene, komplexe und kaum mehr durchschaubare Regelungswerk Europas führt dazu, dass Europa gefühlsmäßig in die Ferne gerückt ist, als fremd und fremdbestimmt wahrgenommen wird. Die Nähe zu Europa besteht auf der Landkarte, aber nicht mehr im Herzen vieler Bürgerinnen und Bürger.
Der Brexit zeigt, dass das gemeinsame Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Wollen wir es erhalten, muss es uns gelingen, diesen Trend umzukehren.
Aber wie kann das vereinte, grenzenlose Europa seinen Mehrwert den Europäern näherbringen, so dass jeder den konkreten Vorteil für sich erkennt? Was könnte die einzelne Unternehmerin, den einzelnen Landwirt, die Studentin, den Pensionisten wieder zu einem Bekenntnis zur “Heimat Europa” führen? Wie kann die EU ihre Bürgerinnen und Bürger überzeugen, dass sie diese Heimat – den versprochenen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts – erfolgreich verteidigen wird und sich gegenüber anderen internationalen Akteuren behaupten kann? Umgekehrt müssen wir aber auch überlegen, wie die Menschen selbst aktiv mithelfen können, damit der europäische Kontinent zurück zu Frieden und Ordnung findet und die Europäer Europa wieder als ihre Heimat verstehen.